Der Streittisch
Ein kleiner Tisch mit 2 Stühlen wird zum Streitschlichtertisch umfunktioniert. Im Konfliktfall setzen sich die zwei Kinder an diesen Tisch und versuchen ihren Streit ohne Einmischung anderer zu lösen. Jeder legt seine Argumente auf den Tisch und reflektiert dadurch das Geschehene. Zumeißt finden die Kinder eine gemeinsame Lösung. Interessanterweise stellt sich in der Praxis oft heraus, dass die Kinder auch sehr ungewöhnliche Lösungen finden, auf die man als Erwachsener gar nicht gekommen wäre. Die Debatte der Kinder wird stets von dem pädagogischen Personal beobachtet, das aber nur im Bedarfsfall richtungsweisend eingreift, wenn die Kinder sich nicht von selber einer Lösung nähern.
Wenn der Streit bei einem Streifzug durch die Wälder passiert, machen wir einen Kreis mit Steinen, Blättern, Stöcken oder ähnlichem. Während die Kinder für den Kreis das Material sammeln und ihn legen, können sich ihre Gemüter schon etwas beruhigen. Dann setzen sich die Streithähne, wie beim Streitschlichtertisch gegenüber und reflektieren das Geschehene und suchen nach einer einvernehmlichen Lösung.
Natürlich muss diese Institution des Streittischs nicht bei jeder kleinen Meinungsverschiedenheit in Angriff genommen werden, sondern wenn die Gefahr besteht, dass sich Fronten aufbauen könnten, weil sich jeder im Recht glaubt oder wenn Tätlichkeiten passiert sind.
Wir konnten die Umsetzung des Streittischs in einem anderen Waldkindergarten in der Praxis beobachten und fanden die Ergebnisse dieser Methode sehr positiv für alle Beteiligten.
Was tun, wenn sich trotz Streittisch das Kind nicht zurücknimmt?
Für den Fall, dass sich ein Kind nicht zurücknehmen kann bzw. will und immer wieder sich oder auch andere in Gefahr bringt oder andere tätlich angreift, haben wir verschiedene Konfliktlösungsstrategien. Als die oft wirksamste Methode halten wir es so, dass sich das Kind solange, bis es sich glaubhaft zurückgenommen bzw. die Konflikte mit sich und seinem Umfeld überwunden hat, ganz nah (z.B. mit max. zwei Meter Abstand) bei einer Betreuerin oder einem Betreuer aufhalten muss. Dies wird von dem Kind gerade in einem Waldkindergarten, wo sich alle anderen Kinder sehr frei bewegen können als starke Einschränkung erfahren und regt das Kind zum Nachdenken über das Geschehene an. Das Kind kann nicht wieder automatisch in das alte Muster verfallen und im Bedarfsfall ist auch die Betreuerin, bzw. der Betreuer zur Stelle, wenn das Kind nochmal über die Konfliktsituation reden möchte.
Harte Sanktionen, wie z.B. dass sich das Kind als Strafe außerhalb der Gruppe, z.B. isoliert aufhalten muss (der sogenannte stille Stuhl, Auszeit oder Triple P, bzw. Einzelhaft), dass sehr häufig in anderen Kindergärten praktiziert wird, halten wir für nicht geeignet, da sich hiermit das Kind von der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlt. Damit werden große Ängste in dem Kind hervorgerufen und keine wirklichen Maßnahmen zur inneren Konfliktbewältigung und Reflexion über das Geschehene erwirkt. Das Kind wird mit seinen inneren Höllen allein gelassen. Es können schnell innere, irgendwann sogar unüberwindliche Fronten (Ungerechtigkeitssinn) in der kleinen Seele des Kindes entstehen (sogenannte unerwünschte Symptomverschiebungen).
Gerne nehmen wir Vorschläge entgegen, wie man noch in Konfliktsituationen der Kinder in unserem Waldkindergarten begegnen kann.