Der neugeborene Mensch kommt als „kompetenter Säugling“ zur Welt – dies belegt die entwicklungspsychologische und neurowissenschaftliche Säuglings- und Kleinkindforschung. Bereits unmittelbar nach der Geburt beginnt der Säugling, seine Umwelt zu erkunden und mit ihr in Austausch zu treten. Jedes Kind weiß von Anfang an, was es gerade braucht und was für seine Entwicklung gut und förderlich ist.
Kinder gestalten ihre Bildung und Entwicklung von Geburt an aktiv mit und übernehmen dabei entwicklungsangemessene Verantwortung, denn der Mensch ist auf Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit hin angelegt. Allerdings können sie nur in einem Umfeld aktiv lernen und sich positiv entwickeln, in dem sie sich wohl, sicher und geborgen fühlen, sowie täglich ausreichend Möglichkeit erhalten, sich zu bewegen. Wenn ein Kind lernt, dann lernt immer das ganze Kind, mit all seinen Sinnen, Emotionen, Erfahrungen, geistigen Fähigkeiten und Ausdrucksformen.
Entscheidend für nachhaltiges Lernen ist zudem, dass Kinder die Möglichkeit haben eigenaktiv und selbstständig lernen zu können, dass sie eigenen Ideen und Interessen nachgehen können, dass sie Fehler machen dürfen, dass sie selbst Entdeckungen machen können und eigenständig Antworten auf ihre Fragen finden dürfen. Hier kommt folgender Grundsatz zum Tragen: „Zeige mir und ich erinnere. Lass es mich selbst tun und ich verstehe.“ Des Weiteren sind für Kinder gemeinsame Aktivitäten mit anderen Kindern und Erwachsenen von großer Bedeutung. Kinder konstruieren ihr Weltverständnis vorrangig dadurch, dass sie sich über Dinge mit anderen austauschen und deren Bedeutung und Sinngebung verhandeln. Gemeinsame Aufgaben- und Problemlösung und der kommunikative Austausch, der hierbei stattfindet, sind wichtig. Bei gemeinsamen Aktivitäten können die Kinder sich selbst und die Welt schrittweise kennen und verstehen lernen. Kinder lernen demnach viel von anderen Kindern und auch die Vorbildwirkung von Erwachsenen ist entscheidend. Im Bildungsgeschehen nehmen Kinder also eine aktive Gestalterrolle bei ihren Lernprozessen ein, sie sind Akteure mit eigenen Gestaltungsmöglichkeiten.
Jedes Kind unterscheidet sich durch seine Persönlichkeit und Individualität von anderen Kindern. Es bietet ein Spektrum einzigartiger Besonderheiten durch sein Temperament, seine Anlagen, Stärken, Bedingungen des Aufwachsens, seine Eigenaktivitäten und sein Entwicklungstempo. Die Entwicklung eines Kindes erweist sich als ein komplexes, individuell verlaufendes Geschehen.
Kinder haben Rechte – universell verankert in der UN-Kinderrechtskonvention. Sie haben insbesondere ein Recht auf die Wertschätzung ihrer individuellen Persönlichkeit und das Recht auf bestmögliche Bildung von Anfang an. Sie haben ein Recht auf Mitsprache und Mitgestaltung bei ihrer Bildung und allen weiteren, sie betreffenden Entscheidungen.