In anderen Kulturen ist es seit langem üblich, kleinere Kinder zu Gruppen zusammenzufassen und draußen in der freien Natur zu betreuen. Dieses Prinzip griff vor ca. 45 Jahren eine nachbarliche Elterninitiative in Solierod, Dänemark auf. Diese organisierte für ihre eigenen Kinder tägliche Spaziergänge in den Wald. Da Kindergartenplätze rar waren, schlossen sich immer mehr Eltern an und es entstand der erste „skovbornehaven“ (Waldkindergarten) der westlichen Welt.
Unabhängig davon und ohne Kenntnis von den bereits in Dänemark bestehenden Skovbornehaven wurde 1968 ein Waldkindergarten in Wiesbaden angemeldet und amtlich genehmigt. Die Schauspielerin Ursula Sube schuf sich einen Halbtagsarbeitsplatz als Kinderbetreuerin, indem sie den ganzen Vormittag mit den Kindern in den Wald hinausging. Dieser erste deutsche Waldkindergarten - von Frau Sube dreißig Jahre lang geführte -, wies bereits alle Kriterien eines typischen Waldkindergartens auf. Die Privatinitiative informierte gelegentlich interessierte Besucher. Als dann die Existenz der dänischen Waldkindergärten bekannt wurde, konnte er sich der Kultusminister-Konferenz vorstellen.
1991 entdeckten die angehenden Erzieherinnen Kerstin Jebsen und Petra Jäger in einer Fachzeitschrift das Konzept der dänischen Waldkindergärten. Sie nahmen Kontakt mit Wiesbaden auf, hospitierten in Dänemark, erarbeiteten ein Konzept und gründeten so 1993 den Waldkindergarten Flensburg.
Ihre Motivation entstand einerseits aus ihrer Beziehung zur Natur und den Erinnerungen an ihre eigene Kindheit, in der das ausgelassene Spiel im Freien noch uneingeschränkt stattfand und andererseits aus ihrem
Interesse, Alternativen in der Kindergartenpädagogik zu entwickeln. Das Konzept stieß bundesweit auf Interesse und war Anstoß für die Verbreitung der Naturpädagogik und die Gründung weiterer
Waldkindergärten.
Ab der zweiten Hälfte der neunziger Jahre fand die Waldkindergartenidee in Deutschland immer größeren Zulauf. Im Mai 2000 organisierten sich viele von ihnen in einem Dachverband der bundesdeutschen Natur- und Waldkindergärten (www.BVNW.de). Regionalbeauftragte fördern seitdem in den alten und neuen Bundesländern die Verbreitung des Gedankenguts. Mittlerweile bestehen in ganz Deutschland über 1000 Waldkindergärten (Stand 12/2012), Tendenz steigend.