Nichts in der Natur ist ohne Bedeutung. Aus allem, auch dem Kleinen und Unscheinbaren spricht Würde und Kraft.
Das Arbeiten in der freien Natur ist anderen Regeln unterworfen, als die Arbeit in geschlossenen Räumen. Schon gleich nach dem Betreten des Waldes wird der Besucher von einer anderen Atmosphäre umfangen, alle Sinne werden angesprochen. Farben, Geräusche oder Stille, Gerüche, Berührungen regen den kindlichen Geist und seine Phantasie an. Der Wald bietet eine Vielzahl an Bewegungsmöglichkeiten als auch die Chance, verweilen zu können. Im Wald gibt es keine Türen und Wände, Räume müssen selbst erschlossen und Grenzen festgelegt werden. Trotzdem bietet der Wald Schutz und Behaglichkeit, die Möglichkeit sich zurückzuziehen.
Der Wald erscheint uns jeden Tag gleich und bietet doch jeden Tag Neues. Die Änderungen im Jahreslauf sind spürbar, doch werden die Kinder hierbei nicht von einem raschen Wechsel der Umgebung überfordert. Die Ordnung und Gesetzmäßigkeit der Waldrhythmen besitzen für die Kinder Heilkräfte durch die Erfahrung der Kontinuität, Verlässlichkeit und Sicherheit.
Betrachtet man verschiedene Waldkindergärten, so wird man ziemlich rasch feststellen, dass in jeder Einrichtung eine andere Atmosphäre herrscht. Dies ist zum einen natürlich durch die unterschiedlichen Erzieherpersönlichkeiten begründet. Zu einem großen Anteil liegt das aber auch an den unterschiedlichen Wäldern – jeder Wald wirkt anders auf seine Besucher und beeinflusst sie in ihrem Verhalten. Dies gilt sowohl für Kinder als auch Erzieher und Eltern. Sie sind gleichermaßen in die Bedingungen des Naturraumes eingebettet – neugierig, überrascht, verbunden als Erfahrungs- und Lernkollektiv, als Gebende und Nehmende. Als zweckfreie, aber dennoch einflussnehmende Größe gibt er Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit, neue unbekannte Seiten der Persönlichkeit an sich und anderen zu entdecken.
Es lohnt sich für den Erziehenden, sich selbst zu fragen, welche Stellung die Natur im eigenen Leben einnimmt, was sie wert ist und was von diesen Werten man bereit ist, an die anvertrauten Kinder weiterzugeben.