Die Natur als Umgebung mit reichhaltigem Potential an Raum, Materialien, Formen, Farben, Aggregatszuständen bietet das ideale Umfeld für Kindergartenkinder eigene Gestaltungs- und Ausdruckswege zu entdecken. Die Naturmaterialien besitzen großen Aufforderungscharakter zu kreativem und phantasievollem Spiel, denn sie sind beliebig einsetzbar und ihnen wohnt eine natürliche Ästhetik inne, die die Kinder sehr anspricht. Eben durch diese Ästhetik bietet die Natur auch eine besondere Kulisse für Rollenspiel, Theaterspiel, Nachspielen von Erzählungen, besonders auch von Märchen, die ja oft in dieser Umgebung spielen.
Diese Fähigkeit der Kinder, die Schönheit der Natur zu erkennen, Formen zu entdecken, Farben zu unterscheiden, Gestalt in Gegenstände zu interpretieren, ist die Grundlage für ihr gestalterisches Tun. Im freien Spiel werden so aus Erdhügeln Ritterburgen und Wohnungen, aus einem Stock eine Figur, aus Moos eine Bettdecke. Je differenzierter die Kinder erkennen, umso komplizierter, materialreicher und aufwändiger werden die Bauten aus Naturmaterialien. So entstehen große Maschinen, Zwergenstädte, Häuschen, Lager, Brücken, Büro mit Computer.....und sie sind somit jeden Tag aufs Neue Gestalter ihrer eigenen Spielwelten. Natürlich sind so große Projekte oft Gemeinschaftsarbeiten, bei denen die Kinder lernen, miteinander Ideen umzusetzen, gestalterische Kompromisse einzugehen, vernünftig mit den Ressourcen zu haushalten, die Grenzen des Materials kennen zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren. Ohne das Eingreifen der Erwachsenen werden solche Bauwerke selten länger erhalten, die Erbauer sind Umgestalter, ebenso oft wie Zerstörer ihrer eigenen Gebilde, das kreative Tun steht im Vordergrund vor dem eigentlichen Werk. Die Spielmaterialien sind nicht zweckgebunden, daher vielfältigst einsetzbar, je nachdem ob gerade ein Stall, ein Laden oder eine finstere Drachenhöhle benötigt wird.
Die Natur bietet viele Formen und eine Fülle von Farbnuancen, es macht den Kindern viel Freude damit zu experimentieren. Rindenstrukturen können mit Wachsmalkreiden auf Papier durchgepaust werden, mit verschiedenen Blätterformen kann gedruckt werden, mit Steinen, Stöcken, Moos und Pflanzen lassen sich wunderschöne Legebilder gestalten. Auch das Herstellen von natürlichen Farben, mit verschiedenen Erden und Tapetenkleister, oder aus Früchten und Blätter ist sehr leicht möglich. Bemalt werden damit außer Papier auch Steine, Holzscheiben und glatte Baumstämme.
Ganz besonders interessant ist auch die Kunstform „Land Art“, die von dem Reiz der Naturmaterialien und der Vergänglichkeit lebt. Auch Skulpturen von Holzbildhauern regen die Kinder an, da sie selbst mit diesem Material sehr vertraut sind. Besonders das dreidimensionale Arbeiten mit großem Körpereinsatz wird von manchen Kindern geschätzt, da sie sich dabei richtig ausarbeiten können. Ungewöhnliche Gestaltungsmaterialien wie Schnee, Eis, selbst gefundener Ton bringen zusätzliche Erfahrungen.
Geschichten werden von den Kindern gerne nachgespielt, die Kulisse oder die Spielfiguren selbst gefertigt. Vom unbearbeiteten Fichtenzapfen als erste Figur, die später Blätter angezogen bekommt und dann ein Gesicht, bis zum selbst geschnitzten Zwerg mit Pflanzenfarben bemalt, geht die künstlerische Entwicklung. Bei Besuchen im Museum, Ausstellungen, Theater oder Einladung ortsansässiger Künstler können die Kinder andere Kunstformen kennen lernen, für sich weiterentwickeln und den Kunstbegriff diskutieren, vielleicht nach dem Motto, „was ist da Kunst, das kann ich doch auch“.