Bewegung zählt zu den grundlegenden Betätigungs- und Ausdrucksformen von Kindern. Für sie ist Bewegung ein natürliches Mittel, Wissen über ihre Umwelt zu erwerben, ihre Umwelt zu „begreifen“, auf ihre Umwelt einzuwirken, Kenntnisse über sich selbst und ihren Körper zu erwerben, ihre Fähigkeiten kennen zu lernen und mit anderen Personen zu kommunizieren. Gemachte Erfahrungen, in Verbindung mit Bewegung, können im Gehirn besser verarbeitet und verankert werden. So fördert also Bewegung auch die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten. Im Vorschulalter ist Bewegung unverzichtbar, um der natürlichen Bewegungsfreude des Kindes Raum zu geben, das Wohlbefinden und die motorischen Fähigkeiten zu stärken, sowie eine gesunde Entwicklung zu gewährleisten.
Waldkindergärten bieten den Kindern unterschiedlichste Bewegungserfahrungen. Bereits auf dem Weg zu den jeweiligen Plätzen können die Kinder ihre körperliche Geschicklichkeit erproben und immer wieder verbessern. Jeder auf dem Weg liegende Baumstamm wird zum Klettern, Balancieren und Herunterspringen genutzt. Während der Freispielzeit kann sich jedes Kind nach seinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen Bewegungsmöglichkeiten wählen. Sie können laufen, klettern, springen, kriechen usw. Dies führt dazu, dass die Kinder ihren eigenen Körper und dessen Grenzen auf natürlichste Weise kennen lernen. Zudem erweitern sie stetig ihre motorischen und koordinativen Fähigkeiten. Durch die vielfältigen Möglichkeiten ihre Gefühle durch Bewegung zum Ausdruck bringen können, sind die Kinder ausgeglichener.
Tanz als Ausdruck der Freude wird von den Kindern spontan, als gemeinsames Kreisspiel oder angeleiteter Gruppentanz erlebt. Im Gegensatz zum selbst gestalteten, freien Tanz, kommt es bei gemeinsamen Tanzspielen auf Regeln und Rücksichtnahme an, um ein Gesamtbild entstehen lassen zu können. Durch rhythmische Bewegungen können sich die Kinder Zeit und Raum erarbeiten. Sprechverse verdeutlichen eine zurückgelegte Strecke oder bringen ein Gleichmaß in den Schrittrhythmus.
Aktivitäten in der Gemeinschaft helfen den Kindern Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Sie erleben einerseits, wie viel Spaß es macht Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und sich gegenseitig zu unterstützen, als auch Regeln einzuhalten und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Je älter die Kinder werden, umso kreativer werden die Lösungen für auftretende Probleme und umso mehr kooperieren sie miteinander. All diese Erfahrungen tragen dazu bei, dass jedes Kind ein positives Selbstbild entwickeln und neugierig und voller Freude auf neue Herausforderungen zugehen kann.
Wenn die Kinder genügend grobmotorische Erfahrungen gesammelt haben, beginnen sie von selbst ihre feinmotorischen Fähigkeiten zu verfeinern. Natürlich bieten sich auch im Wald viele Möglichkeiten hierzu, wie beispielsweise das Legen von Bildern oder Mandalas mit Naturmaterialien. Um Tannennadeln, kleine Steine oder Blätter genau platzieren zu können wenden die Kinder den Pinzettengriff an. Je ausgeprägter die Feinmotorik ist, umso genauer und detailgetreuer wird gearbeitet. Die bestehenden Ressourcen werden durch mitgeführte Materialien wie Werkzeug, Stifte, Papier, Scheren, Schnüre, Bälle usw. gezielt unterstützt.
Der Wald bietet allerdings nicht nur Raum für Bewegung, sondern auch unzählige Möglichkeiten um zur Ruhe zu kommen. Es ist für Kinder von besonderer Bedeutung, sich auszuruhen, um ihre gesammelten Eindrücke verarbeiten zu können. Jedes Kind kann für sich entscheiden, ob es alleine oder mit anderen, aktiv oder in Ruhe sein will.