Dem Forscherdrang des Kindergartenkindes werden im Naturraum nur wenig Grenzen gesetzt, denn die Möglichkeiten zur Entfaltung sind immens und meist mit wenig Aufwand und Vorbereitung durchzuführen. Durch den täglichen Aufenthalt im gleichen Waldgebiet können die Kinder sehr genau die kurz- und längerfristigen Veränderungen in ihrer Umwelt beobachten und die Wahrnehmung auch für kleine Details wird zunehmend geschärft.
Der Jahreskreislauf, Naturveränderungen und verschiedene Wetterphänomene werden von den Kindern intensiv erlebt und werfen bei ihnen zahlreiche Fragen auf. In langen Gesprächen, durch Bücher, Mythologien und Experimenten werden gemeinsam Antworten gesucht und so prägen sich die ersten Erkenntnisse dieser naturwissenschaftlichen Gegebenheiten stark ein. Der Kreislauf des Lebens wird besonders intensiv wahrgenommen, wenn z. B. ein Baum durch das Jahr immer wieder besucht wird. Zuerst entdeckt man die Blüte, dann die Früchte und Samen, die zur Erde fallen und dort unter dem Schnee überwintern. Diese beginnen im Frühjahr zu keimen, so dass der Boden plötzlich voller Sämlinge ist, wovon dann die meisten wieder sterben und nur die wenigsten zu kleinen Bäumchen heranwachsen.
Bei den Beobachtungen der umgebenden Flora und Fauna erreichen die Kinder im Lauf der Zeit ein fundiertes Wissen, das im täglichen Umgang mit Bestimmungsbüchern oder Spielen und Projekten weiter gefestigt wird.
Besonders dem intensiven Kontakt mit den vier Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft, die gerade im Kindergartenalter zum Experimentieren und Erforschen einladen, wird im Naturraum ausreichend Platz gegeben und so das ganzheitliche Erfahren gefördert. In den verschiedenen Jahreszeiten erleben die Kinder unterschiedliche Aggregatszustände und die sich dadurch ergebenden Eigenschaften. Vom festgefrorenen Schnee, zu dem, der staubt wie Puderzucker, vom Pappschnee, der ideal zum Bauen ist zu Schmelzwasserbächen, die ausgetrocknete Bachbette überfluten. Vom geschmolzenen Schnee, der sich draußen über Nacht zu Eis gefriert, zu Tauwassertröpfchen, die Spinnennetze sichtbar werden lassen und Pfützen, die jeden Tag kleiner werden, weil die Sonne das Wasser daraus verdampft: gibt es jeden Tag unzählige Anregungen und Naturwunder zu bestaunen.
Die Messungen von Temperatur, Niederschlagsmenge, der Länge eines Stockes, das Gewicht eines gefundenen Steins und vieles mehr werden von den Kindern selbst angeregt und unternommen. Die Kräfte von Wind, Wasser und Sonne erleben die Kinder hautnah, die Nutzung dieser zukunftsträchtigen Energieformen ist dadurch leicht auszuprobieren und zu vermitteln. Bei den vielen Bewegungsspielen entdecken die Kinder am eigenen Körper physikalische Gesetzmäßigkeiten, beim Bauen und Konstruieren stoßen sie auf spielerische Anwendung von Hebeln, Rad, Waage oder schiefe Ebene.
Mit geeigneten Werkzeugen wie Sägen, Hämmer, Bohrer oder Schnitzmesser können sich die Kinder erproben und werden befähigt sich einfache Spielgeräte selbst herzustellen. So entstehen kleine Rindenboote, Autos, Flugzeuge und Hubschrauber mit Propeller, Pfeifen, Holunderperlenschmuck, geschnitzte Figuren und vieles mehr. Dabei lässt sich viel über die Funktionsweise dieser selbst hergestellten Dinge lernen, oft muss lange getüftelt werden, bis sich ein Rad oder ein Propeller auch dreht oder ein Musikinstrument einen Ton von sich gibt.